Um vier Uhr klingelte bei uns in Verden der Wecker - viel zu früh, denn einsatzbedingt blieben mir effektiv nur drei Stunden Schlaf...
Gegen 5.15 Uhr fuhren wir schon ins P1 am Airport, 15,50 Euro sollte der Spaß für diesen Tag kosten. Ich kenne die Möglichkeiten, mich um einen kostenloses Parkplatz zu bemühen, aber es sollte schnell und bequem gehen.Nachdem ich von recht mageren Auslastungszahlen in der Vergangenheit gelesen hatte, war ich über die Schlange vor dem OLT-Counter recht erstaunt. Nebenbei: Ich wusste gar nicht, dass wir einen gekennzeichneten Delta-Schalter in Bremen haben (für AF/KLM, direkt daneben). Da werde ich dann Mitte September erstmals einchecken, wenn es via CDG nach Cincinnati geht. Aber zurück zum Thema: Wie befürchtet war das Durchschnittsalter der Gäste recht gehoben - und ich grübelte kurz, ob ich mit dem Ausflug die richtige Entscheidung getroffen hatte... Die Rentner waren aber fast durchweg diszipliniert - man merkte es kaum, wie sich eine Frau langsam nach vorne drängelte...
Der Check-In ging superschnell und wir erhielten einen handschriftlich mit unseren Namen beschrifteten Umschlag, in dem die Vouchers für Transfer, Fahrräder und Essen enthalten waren. Sicherheitskontrolle ging auch recht schnell, zumal die Paxe nach PMI (AB) und AYT (GXL) bereits auf das Boarding am Gate warteten.
Kurzer Blick auf das Vorfeld - ich liebe diesen vollen Flughafen am Morgen:
Kleine optische Täuschung - die Maschine war nicht angedockt:
Insgesamt konnte ich vier FR-Maschinen erkennen, der Hangar war leer. Dann ging es, fast pünktlich, auch schon los mit dem Boarding:
Durchgang über die Treppe zum Bus, der auf sich warten ließ. Die piffige Groundpersonal-Mitarbeiterin sammelte aber in bester Ryanair-Manier die Boardingpässe schon auf der Treppe ein, um das zu beschleunigen.
Fahrt mit dem Bus über das Vorfeld. Mal ehrlich: Dieser Schnappschuss erinnert doch ein klitzekleines bischen an Frankfurt
:
Die D-AOLT "Emden" sollte uns nach Heringsdorf bringen. Und: Sie war mit ihren 50 Sitzen fast voll (die FA sagte mir "Wir sind voll" - aber zwei, drei leere Plätze konnte ich noch sehen).
Die Plätze in Reihe 15 hatte ich beim Kauf der Tickets am OLT-Counter in Terminal 1 kostenlos reservieren können. Wir wollten weg vom Triebwerk, wir sind beide eigentlich Prop-Hasser. Leider bot sich aus dem Fenster dieser verkratzte Ausblick - die Maschine ist m. W. 14 Jahre alt - wie kommt es zu solchen Kratzern? Die waren fast überall so zu finden? Leider war der Blick - auch für die Kamera - so halt etwas getrübt.
Die GXL war schon vor uns nach AYT gestartet, uns folgte die LH nach Frankfurt, die AB nach PMI kam später. Fixer Takeoff (die Beschleunigung und Kraft der Maschine empfand ich als ziemlich beeindruckend). Kurzer Blick auf den Airport, im Regengrau der vergangenen Nacht:
Was gibt es schöneres, als nach einem Start im Trüben der Morgensonne über den Wolken entgegen zu fliegen? Die Route führte uns laut Pilot über Hamburg.
Die Saab 2000 empfand ich innen als kleiner, als sie von außen wirkt. Beim Einsteigen habe ich mir beide Male den Kopf angeschlagen. Trotzdem war das Prop-Gefühl schnell vergessen. Keine Spur von den ATR-Kopfwehtouren nach STR. Nur an die Innenverschalung durfte man nicht rankommen - das vibrierte dann gleich lautstark. Ansonsten hätte ich aber auch keine Angst, mit dem Flieger eine Tour nach Toulouse o.ä. zu machen.
"Herzlich statt billig" - mit diesem Spruch wirbt die OLT. Und das ist genau das, was wir an Bord erlebt hatten. Jeweils zwei sehr freundliche FA, "Catering" in Form einer wiederverschließbaren Brotdose, die mitgenommen werden darf. Darin enthalten: Ein Brötchen mit Lachsschinken, einem Cornyriegel und Studentenfutter. In der Mappe mit Safetycard und Bordmagazin fand ich auch die Saab 2000-Postkarte. Eine Getränkerunde gab es - und dann nochmal ein Bonbon in Herzform. Nach den ganzen Ryanairflügen ist einem so viel Aufmerksamkeit ja fast schon peinlich...
Allerdings musste man mit dem Futtern Gas geben, die reine Flugzeit betrug nur rund 40 Minuten.
Flug über Mecklenburg-Vorpommern, die Reiseflughöhe wurde gefühlt sofort nach dem Start schon wieder verlassen:
Landeanflug auf HDF - unterhalb des Flügels ist die einzige Zufahrtsstraße zum Flughafen zu erkennen. Die Landung war recht hart - kann das mit einem fehlenden Instrumentenanflug zu tun haben?
Nach der Landung - na das kennen wir ja: Zu Fuß zum Terminalchen... Bei fröhlichem Vogelgezwitscher, denn sonst fand kein Flugbetrieb statt.
Die Flughafenfeuerwehr besteht aus zwei Einsatzfahrzeugen, zwei Tanklöschfahrzeugen auf einem IFA W 50 und einem Tatra, beide noch aus DDR-Zeiten. Ich nehme an, dass die Vorfeldmitarbeiter gleichzeitig Feuerwehrleute sind, denn sie trugen verdächtig nach Feuerwehr aussehende Einsatzhosen. Die ICAO-Richtlinien werden hier sicherlich erfüllt. Und obwohl ich weiß, dass es damit nichts zu tun hat, fiel mir gleich wieder der an HDF frisch verliehene Mangelstern der Pilotenvereinigung Cockpit ein...
Damals, das waren noch Zeiten... Der alte Tower?
Kurzer Blick zurück zu "unserer" Maschine - an den gerade ausgeladenen Koffern lässt sich erkennen, dass auch einige Hotelgäste mitgeflogen waren.
Im Terminal wurden wir sofort in Empfang genommen, die Tagesgäste auf zwei Kleinbusse verteilt. Die sind offenbar wirklich in erster Linie für den Flughafentransfer vorgesehen. Auf "unserem" Crafter klebte sogar ein Piktogramm einer Saab 2000. Die Fahrt nach Bansin dauerte rund 25 Minuten, da hatte ich mich, nachdem ich mir das bei Google Maps angesehen hatte, echt verschätzt.
Die Fahrradverleihbude in Bansin. Sehr freundlich, völlig problemlos, prima Fahrräder, da gab es nichts zu meckern. Wer das Fahrrad selbst anmietet, zahlt dafür sechs Euro am Tag. Um 7.45 Uhr hatten wir schon unsere Räder.
Wir sind dann erstmal direkt zum Bansiner Strand gefahren. 3 Euro kostet die Kurtaxe pro Tag, die man braucht, wenn man Strand und Anlagen (was auch immer das ist - die Uferpromenade?) betreten will. Gezogen wird die aus einem modifizierten Parkscheinautomat. So früh war am Strand noch nicht viel los. Und das, obwohl die Insel voll war. Überall hingen Schilder "Zimmer" - und überall darunter "Besetzt!".
Ein paar Impressionen vom friedlichen Strand und der Bansiner Seebrücke:
Blick auf das 4-Sterne-Hotel "Admiral". Dort sollten wir auch unser Mittagessen bekommen. Es gab eine eigene Karte für "OLT-Gäste". Dreigängiges Menü mit kalter Gurkensuppe als Vor- und Kokos-Parfait als Nachspeise. Leider waren die drei Wahl-Hauptgerichte ausschließlich mit Fisch oder Wild (mögen wir beide nicht), sodass wir darauf verzichtet haben. Der Gegenwert lag - bei vergleich mit der ausgehängten Speisekarte - bei rund 15 bis 20 Euro:
Blick auf das Ufer von Bansin:
Schon wieder ein Regionalflieger:
Gesehen am Ufer: Schlaue Krähe: "Ich sch... auf diese Katze!":
Mit den Rädern sind wir von Bansin nach Heringsdorf und Ahlbeck gefahren - keine halbe Stunde an der Uferpromenade. Da war sie auch noch hübsch leer. Später wurde das ungleich schwieriger. Hier die Seebrücke von Heringsdorf, die Restaurants, teure Geschäfte und ein Kino beherbergt:
Hängt an einem Heringsdorfer Autohaus
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Wie befürchtet machte uns dann das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Ein kräftiges Gewitter zog auf - die Front, die in der Nacht schon Bremen gestreift hatte. Kein Vergnügen, an den Strand zu gehen oder Rad zu fahren. Schade... Wir ketteten die Fahrräder an einem Bansiner Einkaufszentrum an und nahmen den Bus, der zufällig gerade vorfuhr, nach Ahlbeck. Ich habe noch nie eine solche Buslinie erlebt, die derartig zick-zack durch die Gegend fährt. Und sich dabei durch den Stau der Bundesstraße quälen muss. Mit dem Auto ist Usedom kein Vergnügen. Es goß inzwischen wie aus Kübeln - und unser Ziel, die "Ostseetherme" erschien uns richtig. Der Eintritt hier empfand ich mit 18 Euro p. P. recht happig - für das gebotene. Es ist ein nettes (Sole-) Bad, aber auch nicht viel mehr. Dank Kurkarte gab es zwei Euro Rabatt pro Ticket, mit der kostenlosen Ostseecard nochmals zwei Euro. Insgesamt hielten wir uns knapp vier Stunden im Bad auf, samt Essen. Mit dem Bus ging es zurück, rechtzeitig gaben wir die Räder ab und kauften in einem Einkaufszentrum noch ein Eis. Pünktlich holte uns der Transferservice der Hotels (angeblich soll die ganze Fliegerei auf Usedom dem Besitzer des "Admiral" zuzuschreiben sein, keine Ahnung ob es stimmt) ab und brachte uns zum Flughafen.
Zeit genug, nochmal auf diesen faszinierenden Airport einzugehen... Der Flughafen Heringsdorf befindet sich eigentlich in Zirchow. Blick auf das Terminal von außen (das ist die gesamte Parkfläche!):
Vier Check-In-Schalter gibt es. Sehr freundliches Personal hier, geht gut auf die vielen Rentner ein. Allerdings ist hier Show-Pflicht beim Einchecken, nix mit einfach nur Ausweis der Reisenden vorlegen. Und von den reservierten Plätzen wusste der Herr auch nix. Dummerweise gab es für uns dann Reihe 10, direkt vor dem Triebwerk, was doch ziemlich die Sicht einschränkt. Dafür halt mit Notausgangs-Beinfreiheit.
Süß: Das Gepäckband mit integriertem Leuchtturm:
Im ersten Stock gibt es eine Besucherterrasse, die gleichzeitig der Außenbereich eines - äh - Restaurants ist. Erinnert an regionale Flugplätze mit Vereinsgaststätte. Aber es war genial: Vogelgezwitscher, kein lärmendes Flugzeug, sanft wärmende Sonne - und jede Menge Schwaben, die auf ihren AB-Flug nach Stuttgart warteten. ("Ha, des isch viel günschtiger, wenn de dahane nuff fliegscht, mit´m Auto würds i net mache!")
Diverse Kleinflugzeuge...
...und Privatflieger. Ich hatte ohnehin den Eindruck, dass auf Usedom eine gewisse Sylt-artige Luxus-Schickeria im Kommen ist... Diverse Luxus-Herbergen, diverse Bonzenkarren, viele aus Berlin. Da wundert mich dieser Anblick nicht:
Ha - endlich Flugbetrieb! Ein Hubschrauber landet.
An der Sicherheitskontrolle hatte ich dann noch ein schönes Erlebnis - die Securitas-Leute machten uns klar, dass wir leere (Pfand-) Flaschen nicht im Handgepäck mitführen dürften. Es ginge nicht allein um die Flüssigkeit, sondern um das Risiko, dass Terroristen was sprengbares zusammenrühren... Wir waren etwas anfressen. Von New York, Zürich, Dublin, London - wir hatten noch nie so ein Problem. Ausgerechnet in "Heringsdorf International" soll das anders sein. Frech: Direkt im Sicherheitsbereich standen die ganzen Getränkeflaschen und Thermoskannen der Mitarbeiter unbeaufsichtigt auf einem Tisch... Zum Vorfeld stand eine Tür sperrangelweit offen, ein Band sollte verhindern, dass jemand einfach aufs Vorfeld rennt (nicht, dass das jemand kontrolliert hätte). Nett: In einem Air Berlin-Zeitschriftenständer gab es kostenlose, hochwertige Zeitschriften. U. a. Focus, PC-Zeitschriften, Playboy... Keine Ahnung, ob die AB bereit stellt, wir haben uns gefreut.
Die AB-Dash aus STR ist gelandet (Blick aus der besagten Tür, deswegen leider mit Bauzaun im Bild). Später sollte noch eine Maschine von nach DUS gehen:
Bye, bye Usedeom. Unsere Maschine rollt mit 46 Paxen zum Ende der Startbahn, wendet und fliegt in Richtung Bremen.
Diesmal warteten "Muttis Vesperboxen" schon direkt auf dem Platz auf uns... Und wie ungesu... sorry, lecker gefüllt!
Nach 50 Minuten eine butterweiche Landung in Bremen. Und ich durfte das erste Mal Cobus in Bremen fahren. Aber mal ehrlich: So neu wie der riecht, ist das doch kein Gebrauchtfahrzeug... Höchstens ein Vorführer:
Gegen 21.30 Uhr waren wir schon wieder in Verden. Wer eine solche Tour noch machen möchte: Die nächste Gelegenheit bietet sich im Oktober. Allerdings fliegt die Maschine dann erst am späten Vormittag, das Mittagessen entfällt. Dafür ist es zehn Euro günstiger.
Über Reaktionen freue ich mich. Fragen? Gerne!
, allerdings kannte ich dies bisher nur direkt an Bord.
