02.10.2011 - Tagesausflug zum "Oktoberfest"

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Allerlei
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02.10.2011 - Tagesausflug zum "Oktoberfest"

Ungelesener Beitrag von Allerlei » 3. Oktober 2011 22:00

Hallo,

mal wieder ein kleiner Daytrip-Report von mir...

Das "Oktoberfest" in München hatte mich schon immer gereizt. Ich kenne das "Stuttgarter Volksfest" sehr gut - vorweg genommen, es steht m. M. n. der "Wiesn" kaum was nach - aber in die bayerische Landeshauptstadt hatte ich es noch nie geschafft. Im vergangenen Jahr, in Florida, sprachen uns immer wieder Amerikaner auf das Oktoberfest an - selbst an der Tankstelle ("I hat the time of my life in Munich!"). In Cincinnati gibt es sogar in Downtown, inmitten von Wolkenkratzern, ein "Octoberfest" (bitte fragt nicht: Dort gibt es deutsche Spezialitäten wie "frittierte Sauerkrautbälle" und die Menschen tanzen Ententanz mit Hühnerhüten... :mrgreen: ). Aber als Deutscher konnte ich nicht mitreden. Das sollte sich in diesem Jahr ändern.

Im April fand ich zeitlich passende und finanziell passable Flüge für einen Tagesausflug nach München. Okay, also gebucht...

Wenige Wochen vorher checkte ich nochmal die Flüge - und zu meinem Ärger hatte sich die für den Hinflug geplante Embraer 195 der Cityline in ein hässliches Entlein verwandelt. Namentlich in eine Avro RJ 85. Früher fand ich die ganz witzig, inzwischen habe ich auch so meine Erfahrungen und die wurden dieses Mal nicht besser...

Los ging es für uns in Verden um 7.30 Uhr, der Flug sollte um 8.40 Uhr gehen. Da online eingecheckt und kein Gepäck (nicht einmal Handgepäck, ich bin noch nie so "nackt" geflogen) überhaupt kein Problem. Am Gate wurde uns schnell bewusst: Wir haben nicht als einzige die "Wiesn" als Ziel. Mindestens zwei Mädels waren im Dirnl angereist und es gab auch weitere "Feierwillige".

Da wartet sie nun, unsere "D-AVRQ", just erst aus MUC angereist. Im Hintergrund: Ausnahmsweise "Kleingerät" nach FRA!

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Das Boarding begann pünktlich. Und der Flieger war voll - zu 100 Prozent! Und zwar nicht nur gefühlt. Nebenbei: Rund 80 Prozent Umsteiger. Ziele wie New York, Seoul und Toronto habe ich mitbekommen.

Und dann war da noch eine spanische Schulklasse mit Ziel Madrid. Ich habe gedacht, ich sitze in einem Schulbus. Die Kiddies saßen im ganzen Flieger verstreut und mussten sich entsprechend laut verständigen. Da kreiste die Billig-Bifi-Packung über die Sitze, irgendein iPod dudelte laut Musik, die auch mitgesungen wurde, die ganze Zeit gab es Schläge von hinten in den Sitz (man muss ja zu fünft auf zwei Sitzen sitzen...)- Soll jetzt nicht kinderfeindlich klingen - aber das war schon eine echte Klassenfahrt-Atmosphäre! :mrgreen: Übrigens waren die FA tiefenentspannt, was das anging. Der zuständige Lehrer auch. Der meldete sich kurzerhand mit einem fetten Kopfhörer und einem Roman aus dem Nerv-Geschehen ab. :lol:

Die obligatorischen Corny-Riegel waren schon am Eingang gereicht worden, da vertröstete der Kapitän. Wegen Nebel in MUC dürften wir erst zehn Minuten später raus. Okay. Die Zeit nutzten zwei Frauen, der FA von ihrer heftigen Flugangst zu erzählen. Ein Platztausch, wie erhofft, war jedoch in beiden Fällen nicht möglich. Mir war vorher nicht bewusst gewesen, dass es im Avro zwei Fensterplätze ohne Fenster gibt! :shock:

Entsprechend bitter war dann die Durchsage, dass es leider technische Probleme am Flugzeug gäbe - mit der Hydraulik. Mindestens eine Dame war sichtlich "not amused". Noch weniger amused waren sämtliche Paxe als der Käptn nach weiteren rund 20 Minuten verkündete, dass der Defekt an zwei Hydraulikpumpen nicht zu beheben sei. Der Flug müsse abgesagt werden. Das Gepäck wurde entladen, alle Mann raus, zurück ins Terminal... Das erste Mal in meinem Leben. Naja, zum 125. Flug kann man ja mal feiern. ;)

Weniger lustig war der Blick zur Abflugtafel. Der nächste Flug würde erst um 12.55 Uhr gehen. Und ob man mitkommt, wäre die andere Frage. Nun, für einen Daytrip fast schon das Todesurteil. Während wir am Lufthansa-Ticketcounter standen - vor uns Reisende, die zur AIDA-Kreuzfahrt nach New York fliegen wollten - kam plötzlich die Meldung, dass unser Flieger womöglich doch fliegt. Und das bestätigte sich nach wenigen Minuten. Bitte alle zurück zum Boarding, bitte das Gepäck wieder aufgeben. Die entsetzten Gesichter der Mitarbeiter an der Sicherheitskontrolle (nur noch eine Line offen) konnte ich sehen, die armen Jungs von der Gepäckabfertigung nicht...

Das erneute Boarding erfolgte in bester Ryanair-Manier - händisch mit Liste. Der Blechdepp war nicht gewillt, nochmals elektronisch zu boarden. Klappte dennoch recht gut. Der Kapitän entschuldigte sich, gerade als die Paxe ausgestiegen seien, hatte ein Techniker die wohl rettende Idee (eine FA meinte, es sei mit Stickstoff gearbeitet worden?). Dadurch sei der Flieger nun wieder flott. Die meisten Paxe nahmen es gelassen, auch wenn viele die Anschlusssorgen plagten. Es gab einen zweiten Corny-Riegel, vor dem Start bei Bedarf auch Wasser. Allerdings waren einige Paxe nicht mehr an Bord. So wie ich mitbekommen hatte, ging es für einige per Taxi z. B. Richtung Hamburg, um Alternativflüge zu erwischen.

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Der Flug war dann sehr ruhig und angenehm. Übrigens: Die Avro bleiben noch bis September 2012 bei der LH, dann ist endgültig Schluss!

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Die Maschine ging von MUC dann weiter nach Zagreb und Prag. Und sie sollte uns nochmals an diesem Tag begegnen. Dazu später mehr.

Für uns ging es mit der S-Bahn zunächst zum Hauptbahnhof (40 Minuten). Dort wollten wir mit der U-Bahn weiter. Wir sahen in dieser Zeit schon diverse Dirndl und Lederhosen - ich hätte nicht gedacht, dass es so extrem wäre... Aber okay, es ist halt für die einen Tradition, für die anderen eine Philosophie.

Die erste U-Bahn fuhr uns vor der Nase weg, ohne das schon alle Passagiere an Bord gewesen wären. Zu viel los. Das es voll werden würde, war uns klar. Sonntag, langes Wochenende, super Wetter - man ist ja nur so blöd wie alle anderen.

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Wir haben das mit der U-Bahn dann aber gelassen und sind zu Fuß (ca. 15 Minuten) zur Theresienwiese gelaufen. Dort war es wie erwartet auch schon gut gefüllt...

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Als erstes etwas zu trinken. Wow. Für zwei alkoholfreie Getränke waren das schon sieben Euro. 2,50 Euro pro Flasche, das verstehe ich noch bei einem Event. Aber 1 Euro Pfand pro Flasche (die ohnehin pfandbeaufschlagt sind) - und dann, dank Stempel, nur beim Verkäufer wieder einlösbar - das ist schon Abzocke... Aus Prinzip hat er seine Flaschen am Ende wieder bekommen. Übrigens 2,50 Euro sind schon ein Schnäppchen, 3 Euro schon die Regel...

Okay, eigentlich gehören die Zelte unbedingt zum Oktoberfest dazu... Aber aufgrund der Menschenmassen hatten wir schon keine Lust mehr. Die Menschen standen an um reinzudürfen - und zwar überall. Ich kenne die Zelte aus Stuttgart, also Haken dahinter.

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A boyarische Gaudi is des:

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Zur Feier des Tages gönnten wir uns eine Fahrt im Riesenrad. Riesenandrang, ca. drei Runden, 6 Euro pro Person. Hätte früher dafür jemand zwölf Mark gezahlt? :shock:

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Hatte ich schon erwähnt, dass es voll war?

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...ohne Worte, jetzt wäre es eh zu spät gewesen...

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Nach rund zweieinviertel Stunden im Geschiebe und in der Knallsonne verloren wir die Lust und traten schon den Rückzug an. Und wir waren etwas ernüchtert. Okay, wir haben nicht gefeiert. Aber was so toll am Oktoberfest sein soll, wir haben es nicht verstanden. Schon allein die Tatsache, dass die die Spezialitäten-Futterbuden nur recht dürftig vorhanden sind, fand ich störend. Das macht doch auch eine Kirmes aus. Aber wahrscheinlich isst man in München lieber im Zelt. Übrigens: Vorsicht bei den XXL-Pommestüten bei einem bestimmten Stand - die packen unten einen Pappbecher rein, ich wäre gewillt das als "Mogelpackung" zu bezeichnen... Bei vier Euro kann man darüber hinwegsehen... :lol:

Da lobe ich mir doch die eine oder andere kleinere Kirmes. Also dann, nix wie raus.

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Die Entscheidung war richtig, denn jetzt strömten die Massen erst so richtig aufs Festgelände. Organisiert ist aber das Umfeld perfekt. Soviel Security und Polizei, das läuft. Nur darf man weder unter Platzangst leiden, noch Menschenansammlungen fürchten.

Und ist es nicht schön zu beobachten, wie ein englischsprechender Bubi in Lederhosen aus der S-Bahn taumelt um dann unter den grinsenden Blicken eines ganzen Waggons seinen Mageninhalt in und neben einen Mülleimer zu verteilen... :) Der arme Bub... Der hat sicher heute noch Kopfschmerzen.

Aufgrund der Massen verwarfen wir alle Pläne, noch den "Englischen Garten" zu besuchen oder ans Isar-Ufer oder sonstwohin in die Stadt zu gehen. Dann lieber Flugzeuge gucken. Praktischerweise konnten wir von einer S-Bahn-Station, zu der wir geleitet wurden (die U-Bahn-Station war inzwischen wegen Überfüllung geschlossen) bis zum Besucherzentrum durchfahren. Für einen Euro am Drehkreuzgitter kann man dort einen Besucherhügel erklimmen und hat zumindest einen weiten Blick über das Airport-Gelände:

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Wir waren nicht allein - und trotzdem war es nicht überfüllt. Und jeder, der sich für einen flugzeugverrückten Spinner hält, empfehle ich den Besuch. Dort oben gibt es Menschen, die garantiert noch schlimmer dran sind. :mrgreen: Ein Opa wusste so ziemlich genau, woher welches Flugzeug kam. Und das in München. Wow. (Ja, er hatte einen Flugplan, aber den hat er nur selten gezückt!).

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Am Nachmittag kam nur wenig Long-Haul-Verkehr rein, aber doch ab zu... Die 346 offenbar aus Peking (oder war es Shanghai), wenn es denn stimmte.

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Und dann waren auch so nette kleine Besonderheiten wie die "Kleve", mit dem Hamburg-Sticker...

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...oder die Retro 321...

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...und dann dieser Notschuss als Beweis! Wir durften unserer Maschine vom Morgen beim Landen zugucken. Offenbar hatte sie ihren Technical gut überwunden und ihr Planprogramm abgespult.

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Übrigens bietet der Besucherpark auch diese drei Exponate. Außerdem einen Shop, der bis 18 Uhr geöffnet ist, ein Restaurant mit Biergarten, einen Rüttel-Simulator. Wer also mal zuviel Zeit in MUC hat, es ist eine Station vom Airport, das kann man gut mal machen. Insbesondere bei schönem Wetter.

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Wir haben irgendwann noch die Zeit in Zeitschriftshops im Edeka (Voll-Sortimenter) und bei McDonalds (erstmals an einem Automaten bestellt und bezahlt - witzige Sache!) verbracht, bevor wir zum Gate getigert sind. Erfreut habe ich zur Kenntnis genommen, das die Lufthansa die Service-Dinge ausbaut. Ich meine, neben kostenlosen Zeitungen auch kostenlos ordentlichen Kaffee und Tee aus dem Automaten zu bekommen, fand ich wirklich toll... Gab es sowas nicht in Bremen auch mal?

Als ich mir die Registry unseres A 319 für den Rückflug um 21.10 Uhr anschaute (D-AILK, "Aschaffenburg", am Finger), entstand dieser Schnappschuss durch die spiegelnde Werbetafel.

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Der Rückflug war vergleichsweise unspektakulär. Die Auslastung war wieder sehr, sehr gut - annähernd 100 Prozent! Statt Corny diesmal eine Mini-Toblerone, was anderes scheint dieser Tage als Snack nicht gereicht zu werden... ;)

In diesem Sinne:

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...es war ein recht cooler Ausflug! Das Oktoberfest brauche ich zwar nicht nochmal, aber wenigstens war ich jetzt mal da! :D

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Re: 02.10.2011 - Tagesausflug zum "Oktoberfest"

Ungelesener Beitrag von Andreas Fietz » 3. Oktober 2011 22:17

Schöner Bericht, auch wenn's nicht nach einem Traum-Ausflug aussieht. Das Wetter hat ja bestens mitgespielt. Hätte aber auch nicht gedacht, dass das Oktoberfest gegen Mittag/Nachmittag bereits total überlaufen ist...

Flottenchef

Re: 02.10.2011 - Tagesausflug zum "Oktoberfest"

Ungelesener Beitrag von Flottenchef » 4. Oktober 2011 12:15

Danke für diesen amüsanten Bericht! :mrgreen:
Oktoberfest war ich auch noch nie. Mich reizt es nicht so sehr wie anderen, aber sehen möchte ich es schon einmal.

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