Reisen als PRM

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airnie
Flugkapitän
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Reisen als PRM

Ungelesener Beitrag von airnie » 26. August 2013 19:11

Aus mehr oder minder aktuellem Anlaß nachfolgend die Reisetips zum Fliegen und Umteigen als PRM (Passenger with reduced mobility), insbesondere was die Unterschiede im Handling an verschiedenen Flughäfen angeht.

Zum Verständnis nehmt einfach mal an, eine Schildkröte hätte Euch die Achillessehne durchgebissen. So etwas soll in südlichen Bundesländern ja vorkommen. (Alternativ sind natürlich auch andere Möglichkeiten denkbar, sich ein paar Wochen Heimaturlaub zu erstürzen.)

Wenn Ihr dann mit ein paar Kilo Gips am Fuß mit dem Flieger von München nach Hause in den Norden wollt, weil da ja die hübscheren Krankenhäuser sind, solltet Ihr in MUC besser 24 Stunden vorher Bescheid sagen. Sonst haben die keine Rollstühle, keine Elektrokarren, niemanden der die fährt oder sonst irgendwelche Probleme. Auf Krücken mit Gepäck behängt durch Terminal 2 kann dann schon sehr schweißtreibend werden. Immerhin werdet Ihr mit etwas Glück zur Außenposition des A320 begleitet und dann ängstlich gefragt: "Die Gangway hoch schaffen Sie doch hoffentlich allein, oder?" Klar geht das: einbeinig am Geländer hochhüpfen, das Handgepäck und die Krücken nachtragen lassen und damit den Abflug ein wenig verzögern. Geht alles.

In FRA ist das übrigens kein Thema, wie ich die letzten Tage in erleben durfte. Aus schlechter Erfahrung mit München schlau geworden, habe ich 48 Stunden vor Reisebeginn ein Shuttle für die weiten Umsteigewege in FRA bestellt. Besser bestellen wollen, denn in FRA klappt das auch ohne Voranmeldung. In Bremen beim Einchecken ein kleiner Hinweis und schon wird man vom Bus abgeholt und zur Lounge und später auch zum Abfluggate gebracht. Reibungslos, freundlich und pünktlich. Ich war wirklich beeindruckt, wie die Damen und Herren das im Griff hatten! Und ich war beileibe nicht der einzige mit Hilfebedarf.

Der Rückflug über München war dann wieder zum Schmunzeln. Da Ankunfts- und Abfluggate direkt gegenüber der Lounge lagen, habe ich auf bestellte Fremdhilfe verzichtet und lediglich am Gate darum gebeten, mich auf die "Poleposition" zu lassen, damit ich mit etwas Vorsprung ohne Mühe einen Sitzplatz im Bus nach Erding-West (süd-östliche Außenposition) ergattern kann. Das hat dann auch geklappt und glücklich habe ich mich mit meinen Krücken nach Überwindung von Treppe und Buseingangsstufe auf den Sitz hinterm Fahrer gesetzt, nur um dann hören zu müssen "ja kunnens da net amol für die ältere Dame aufstehen? Ja sie da sind gemoant!" (War dem netten Herrn vom Fahrersitz dann aber seeeeeehr unangenehm. Hihi.)

Und BRE? An unserem Flughafen klappt das erwartungsgemäß ganz prima. Sowohl ins Flugzeug rein als auch raus gibt es bei Bedarf ein "Wheelchairtaxi", das kurzfristig verfügbar ist und nicht erst nach 24 Stunden. Sogar mein Gepäck hat der nette Mensch mir vom Band geholt. Danke!

Aus den Erlebnissen der letzten Wochen habe ich noch etwa mitgenommen: wenn ich (hoffentlich bald) meine "Bewegungseinschränkung" hinter mir haben sollte, werde ich aufmerksamer durch die Flugwelt gehen und mehr Rücksicht nehmen auf diejenigen, die mit Krücken, Rollstühlen, Gehhilfen und was auch immer unterwegs sind. Das ist nämlich wirklich anstrengend! Gilt übrigens auch für einzelne Mütter oder Väter mit zwei Kindern und Kinderwagen. Auch das ist ohne Hilfe von außen kaum zu bewerkstelligen.

In diesem Sinne: bleibt schön vorsichtig!

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