gestern habe ich mir den Umleitungsverkehr zum Freimarktsumzug angesehen. Meine vorherigen Beobachtungen dazu lagen genau 10 Jahre und einen Tag zurück - es war also mal wieder höchste Zeit. Früher war das ganze schon recht chaotisch und von regelmässigen Fahrplanlücken, Staus und Verspätungen geprägt. Und jetzt - (fast) nichts vom Chaos! Ich habe den Eindruck, dass die Betriebsabwicklung wirklich hervorragend geplant wurde. Bis ca. 15.00 Uhr fuhren nach meinen - naturgemäss punktuellen - Beobachtungen nahezu alle Bahnen weitgehend nach Plan. Ich war sehr positiv angetan. Auch die Fahrgastinformation war meiner Ansicht nach gut - dass es einige Leute dennoch umherirrten, kann man m.E. der BSAG nicht anlasten.
Hier ein paar Bilder dazu.
Zunächst gönnte ich mir eine Rundfahrt über das BSAG-Gelände am Flughafendamm. Die Linie 1 fährt dort ja während des Freimarktsumzuges planmässig. Hier ein Blick aus Triebwagen 3127 nach Umrundung der Hauptwerkstatt.
Auf seiner nächsten Runde konnte ich 3127 auf seiner Umleitungsstrecke über Theater am Goetheplatz - Ulrichsplatz - Humboldtstr. ablichten.
Auch die Buslinie 24 fuhr ab Domsheide über Humboldtstr. zum St.-Joseph-Stift
Aus der beschaulichen Haltestelle Humboldtstr. wurde plötzlich der grosse Umsteigepunkt im Bremer Strassenbahn-Netz. Hier hielten die Linien 1, 2, 3, 4, 10 und 24 im 10-Minuten-Takt sowie die Linie 6 im 15-Minuten-Takt. Das machte 40 Fahrten pro Stunde in jede Richtung. Ein beeindruckendes Angebot (Überangebot?).
Etwas hinderlich war die Ampel an der Kreuzung Humboldtstr. Irgendwann sagte sie sich wohl, dass das zuviele ÖPNV-Bevorrechtigungen waren und schaltete auf ein Grundprogramm zurück. Das führte dazu, dass die Fahrzeuge häufig einen kompletten Ampelumlauf abwarten mussten und damit einiges an Zeit verloren, was dann z.B. auch zu temporären Staus führte. Die Auswirkungen hielten sich aber in Grenzen (ggf. mal 2-3 Minuten Verspätung), solange der Dobben für den Auto-Durchgangsverkehr gesperrt blieb. Dazu mehr unten.
Die Linie 6 fuhr im 15-Minuten-Takt (die verplanten 8 Kurse blieben, aufgrund des deutlich längeren Fahrwegs wurde daher der Takt gestreckt) auf der Strecke Flughafen - Domsheide - Humboldtstr. - Hauptbahnhof - Daniel-von-Büren-Str. - Doventor - Haferkamp - Doventorsteinweg - Hauptbahnhof - Universität. Dabei wurde die Strecke zwischen Doventorsteinweg und Universität als 6X zurückgelegt (zurück nur Uni-Hbf). Somit gelang mir auch mal eine Aufnahme einer 6X an der Universität - und der 3126 trägt die passende Reklame dazu.
Die 6X auch in der Fahrgastinformation. Ich halte die Verwendung des Buchstabens X zwar für einen abwechslungsreichen Einfall, aber dennoch etwas unglücklich. In vielen anderen Städten steht das "X" für "Express-Linie", daher wäre ich - auch wenn es etwas langweiliger ist - für ein "6E" oder "6A/6B". Dass überhaupt eine Unterscheidung gemacht wird, ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass die Fahrgastinfo z.B. am Hauptbahnhof sehr verwirrend wäre. Daher für mich nachvollziehbar.
Der Freimarktsumzug selbst wurde dieses Jahr mit mehr Sicherheitsmassnahmen geschützt. Unter anderem sollte auch der Bus 4080 ein Eindringen aus Richtung Domsheide erschweren.
Fazit:
Ich war sehr angetan von der Abwicklung - auch überall viel Infopersonal (auch z.B. zwei Kundeninformationen an der Humboldtstr.). Das war alles gut geplant. Kritisch ist sicherlich die hohe Taktfrequenz zwischen Am Dobben und Sielwall mit 40 Fahrten pro Stunde und Richtung. Das funktionierte solange gut, solange der Autoverkehr weitgehend herausgehalten wurde. Als ich allerdings kurz vor 16.00 Uhr noch mal vorbei kam und noch das komplette Umleitungsprogramm gefahren wurde, war die Sperrung für den Autoverkehr bereits aufgehoben. Das führte zu längeren Verzögerungen (u.a. sah ich die Strassenbahnen von der Humboldtstr. bis fast zur Rembertistrasse zurückstauen). Da war es wohl nichts mehr mit nur 2-3 Minuten Verspätung.
Vielleicht sollte man sich auch überlegen, ob wirklich 7 Linien dort durch müssen. Ich könnte mir z.B. gut vorstellen, dass man die Linien 1 und 2 miteinander verknüpft. Also Mahndorf - Kirchbachstr. - Dobben - Hauptbahnhof - Gröpelingen auf der einen Seite und Sebaldsbrück - Sielwall - Domsheide - Huchting auf der anderen Seite. Dann würden schon mal 12 Fahrten/Stunde weniger durch den Dobben fahren, ohne dass es m.E. zu signifikanten Einschränkungen käme. Es gäbe dann auch Direktverbindungen von der Kirchbachstr. zum Hauptbahnhof. Nur die Leute, die von Huchting in die Vahr oder nach Osterholz wollen, müssten derzeit 2x umsteigen. Warum derzeit: Ich hoffe doch, dass ab 2028 die Linie 2 sowieso in die Vahr fährt, dann wäre nur noch die Barbarossastr. vom Doppelumstieg betroffen.
Wie waren Eure Erfahrungen?
Fragt sich
Ingo
