Flughafen/Luftverkehr und die Umwelt

Hier geht es um Neuigkeiten und Geschichten rund um den Airport Bremen.
Benutzeravatar
B727
Flugkapitän
Beiträge: 430
Registriert: 1. Februar 2009 09:23
Wohnort: Bremen

Flughafen/Luftverkehr und die Umwelt

Ungelesener Beitrag von B727 » 10. November 2021 09:43

Auch Aspekte des Klimaschutzes sind für die meisten Befragten kein hinreichender Grund, um den Bremer Airport infrage zu stellen. So lehnen 70 Prozent der Befragten eine Schließung des Bremer Flughafens auch unter Umweltschutz-Gesichtspunkten ab. Zwar seien Überlegungen zum Klimaschutz wichtig. Dabei müssten aber umfassende Konzepte und alternative Technologien im Vordergrund stehen, nicht die Schließung kleiner oder mittelgroßer Flughäfen, lautet eine verbreitete Meinung.

Dagegen sagt Werner Behrendt von der "Robin Wood"-Regionalgruppe Bremen: "Die Bremer Klimaschutzziele können schon ohne den Flughafen nicht eingehalten werden – mit einer Subventionierung des Flughafens erst recht nicht!" Behrendt kritisiert, dass der Betrieb des Airports nicht nur umweltschädlich sei, sondern Bremen auch viel Geld koste.
Quelle: https://www.butenunbinnen.de/nachrichte ... n-100.html

Der Luftverkehr schadet dem Klima, die Bahn ist das Allheilmittel, daher soll Luftverkehr auf die Bahn verlagert werden. Flüge bis zu einer Bahnreisezeit bis zu 4 Std. (Fernziel: 7 Std.) sollen verboten werden. So kann man vielerorts hören. Das Klimacamp am Bremer Rathaus und andere Umweltorganisationen fordern dann auch eine Schließung von Flughäfen wie dem Unseren.

Doch ist dem wirklich so? Eine Studie der Universität St. Gallen im Auftrag der Friedrich Naumann Stiftung spricht der Bahn nun ihre ökologische Vorreiterrolle ab. Misst man die CO2-Werte an den Loks der ICEs, dann ist der Schienenverkehr wirklich unschlagbar. Betrachtet man aber die zahlreichen Dieselloks (vielfach ohne Partikelfilter) sieht es schon ganz anders aus. Dazu erfolgt die Produktion des CO2 der Bahn ganz woanders, z.B. in vielen Kohlekraftwerken im Ausland, von denen Strom hinzu gekauft werden muss. Ohne die Bahn wäre die Nachfrage nach (Öko-)Strom geringer und Kohlekraftwerke könnten geschlossen werden. Kohlekraftwerke werden derzeit noch benötigt, da alternative Energien nicht ausreichend vorhanden sind, um die Gesamtnachfrage zu stillen. Jeder Stromverbraucher schadet dann, da er Strom benötigt, egal ob ökö oder nicht nicht. Helfen tut nur ein Verzicht auf Stromverbrauch, damit Strom aus fossilen Brennstoffen nicht mehr benötigt wird - solange bis es ausreichend sauberen Strom gibt.

Eine dunkle Seite der Bahn ist auch die CO2-Produktion bei der Produktion/Erhaltung der Verkehrsinfrakstruktur (Schinenwege, Brücke, Tunnel, Bahnhöfe). Der hierbei verwendete Beton ist ein echter Klimakiller. Was die Produktion von CO2 bei Bau und Erhalt der Verkehrsinfrastruktur betrifft ist der Flugverkehr sogar vorbildhaft! Dies betrifft auch die Kosten und den Landschaftsverbrauch.

https://aviation.direct/studie-laesst-b ... erscheinen

M2204
Passagier
Beiträge: 45
Registriert: 8. November 2018 13:17

Re: Flughafen/Luftverkehr und die Umwelt

Ungelesener Beitrag von M2204 » 10. November 2021 14:49

Nun, bei der "Studie" muss dringend der Hintergrund und die Zielrichtung des Auftraggebers gesehen werden. Letztlich ist es die FDP, die sich bei einer ihr genehmen Uni und Unternehmensberatung eine passende Studie bestellt hat.

Habe mal die 38 Seiten quergelesen und wurde bestätigt: Hier sollte ein vorher feststehendes Ergebnis bestätigt werden: "Der Luftverkehr ist top, jetzt stellt Euch mal nicht so an." Ein paar Punkte: Es wurde nicht die vielfache Wirkung des Treibhausgasausstoßes auf Reiseflighöhe berücksichtigt. Nach aktuellen Berechnungen bis zu Faktor 3. Bei den Bahnstrecken wurden abenteuerliche Annahmen getroffen und der CO2-Ausstoß für die Streckenherstellung nur auf die Verkehrsleistung mit Personen bezogen. Dass im Gotthardtunnel vorwiegend Güterzüge unterwegs sind, wurde ignoriert: Alleinige Umlage auf Personen und eine Nutzung von nur 50 Jahren. Den Vogel schießt auch der Vergleich Zug <> Straße ab: Da im Autoverkehr 10 mal so viele Personenkilometer zurückgelegt werden, verteilt sich der CO2-Ausstoß ja auch auf viel mehr Personen, so die Argumentation. Dass das Straßennetz für diese Verkehrsleistung um ein vielfaches länger als das Schienennetz ist (620.000 km Straße vs. Bahn etwa 35.000 km), wird dabei kurzerhand "vergessen". Dann noch einige obskure Berechnungen zum Beschleunigungsaufwand und zum Energiebedarf zur Höhenüberwindung. Warum? Dies wird doch längst in den CO2-Ausstößen für den Antrieb berücksichtigt. Sieht nur schön schlimm aus, wenn der ICE3 als Referenz nach jedem Bahnhof auf 250 km/h beschleunigen muss und der A321 nur einmal bei Start auf 0,8 Mach gebracht wird.

Weitere kurze Recherche: Das Echo auf diese Studie beschränkte sich auf einen Artikel vom Studienautor selbst im Cicero, einem Artikel in der FAZ von einem Autor, der auch den Diesel als die sauberste Zukunft ansieht und ein Post in der LinkedIn-Blase des Autors. Seitdem ist Ruhe ...

Antworten