Ilyushin76fan hat geschrieben:Mann, mann, mann, das ist schon das zweite üble Erlebnis, was mir zum Thema Jetair zu Ohren kommt.
Dann meldet sich jetzt mal der Mensch mit diesem erwähnten "zweiten üblen Erlebnis" zu Wort.
Ich habe mich bislang nicht öffentlich geäußert, da ich nicht wusste, in welche Richtung es führt (für einen evtl. Rechtsweg kann so etwas hinderlich sein). Da aber just seit Donnerstag der Fall für mich abgeschlossen und geklärt ist, möchte ich das nun tun.
Der Reihe nach: Ich hatte über oltjetair.com im Oktober den vermeintlichen "Erstflug" BRE-GDN und zwei Tage später einen Rückflug nach Bremen gebucht. Mit etwas mehr als 90 Euro kein Ryanair-Schnäppchen, aber sicherlich sehr günstig. Wie ich an anderer Stelle geschrieben hatte, empfand ich die Buchung damals als recht abenteuerlich (freies Texteingabefeld für Adresse, Platzhalter "Company Name" im Ticket etc.). Inzwischen ist diese verbessert worden.
Stutzig wurde ich, dass diese Flüge nirgendwo beworben wurden, weder im Flugplan am Airport Bremen noch in Danzig auftauchten. Etwa eine Woche vor Abflug verschwanden die Flüge ganz aus dem Buchungssystem auf deren Website. eMail-Nachfragen bei Jetair blieben ohne Erfolg (Auto-Eingangsbestätigungen gab es) und bei OLT wurde mir - nach mehrfachem Nachbohren - mitgeteilt, dass ich meinen Flug bei Jetair gebucht habe und ich mich dorthin wenden müsste. Was im Nachhinein gesehen logisch ist, aber ich in meiner Euphorie irgendwie etwas verdrängt habe: es sind trotz allem zwei Firmen! Ich habe mich teils sogar direkt an den gleichzeitigen Geschäftsführer der OLT/Jetair gewendet, eine Reaktion erhielt ich nicht (okay, er ist nicht Ansprechpartner für solche Anliegen, aber man kann sowas ja deligieren).
Da ich auch schon ein Hotel gebucht und bezahlt hatte (nicht erstattbar) entschied ich mich, selbstständig einen Lufthansa-Flug via FRA/MUC zu buchen. Auch mit Rückflug.
Das sollte sich als richtig erweisen. Erst einige Tage später, am Freitagnachmittag vor dem Abflug (Montag) erhielt ich einen Anruf von Jetair aus Warschau. Die Dame sprach sehr gutes Deutsch und teilte mir mit, dass der Flug am Montag leider nicht stattfinden würde. Ach was...
Die Begründung: Der 1. November ist in Polen ein Feiertag, deswegen würden die Flüge erst am 2. November beginnen. Die Mitarbeiterin war recht überrascht, dass ich mit dieser Information schon gerechnet habe, sie wüsste es erst seit einer Stunde. Man bot mir zwei Optionen an: Erstattung des Tickets oder - man höre und staune - einen Flug ab "Hamburg-Lübeck"... Wizzair also. So sehr ich es schätze, das man sich Gedanken um einen Alternativtransport gemacht hatte, so unsinnig war natürlich der Abflugort (trotz Direktflug) - mal abgesehen davon, dass die Flugzeiten den Trip kaputt gemacht hätten. Ich teilte also mit, dass ich bereits LH-Tickets gekauft habe, auf Nachfrage sagte man mir, dass diese "selbstverständlich" gegen Nachweis erstattet werden.
Nach dem Telefonat habe ich mich erstmals mit den Fluggastrechten vertraut gemacht und musste dabei feststellen, dass ich geradezu einen Klassiker erlebt hatte - Fluganullierung wg. operativen Gründen der Airline, zu späte Information, Ersatzbeförderung im nicht zumutbaren Zeitfenster (wesentlich spätere Ankunft), usw. Nach EU-Verordnung stünde mir also neben der Ticketerstattung bei dieser Entfernung auch eine pauschale Ausgleichszahlung von 250 Euro zu! Da diese auch das LH-Ticket inkl. Rückflug abdecken würde, stellte ich am 30. Oktober bei Jetair einen Antrag auf Erstattung des Ticketpreises sowie die Auszahlung der Ausgleichszahlung nach EU-Verordnung. Wie üblich kam als Antwort die Auto-Responder-Mail, in der auch drin steht (auf polnisch und englisch), dass Beschwerden binnen 30 Tagen bearbeitet würden. Meine Bitte um eine kurze Angabe, ob sie diese Zahlung leisten und in welchem Zeitrahmen blieb ungehört. Aus diesem Grund habe ich binnen vier Wochen insgesamt dreimal an meine Mail erinnert.
Die letzte Erinnerung war eine ultimative Aufforderung, entweder zu zahlen oder sich schriftlich zu äußern. Anderenfalls würde ich den Rechtsweg via Anwalt einschlagen. Ich habe bislang noch nie so weit gehen müssen, hätte es auch ungern getan, aber in diesem Fall sah ich mich voll im Recht und wäre auch soweit gegangen. Zumal ich via Facebook von einem polnischen Spotter hörte, dass ein Bekannter ein ähnliches Problem habe... Vielleicht war ich auch deswegen so aufgebracht.
Am nächsten Tag hatte ich eine eMail von Jetair im Kasten (übrigens auf Deutsch, von derselben Dame, mit der ich telefoniert hatte). Man wies mich freundlich darauf hin, dass eben Beschwerden normalerweise binnen 30 Tagen bearbeitet würden (das war der 29. Tag!). Ich erhielt eine Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten und man sagte mir zu, den Ticketpreis zurück auf die Kreditkarte zu erstatten. Außerdem würden die 250 Euro auf mein Konto überwiesen. Binnen einer Woche wurden tatsächlich beide Summen ausgezahlt!
Vielleicht war ich ein wenig zu forsch, ich persönlich finde 30 Tage Bearbeitung recht lange. Allerdings habe ich zwischenzeitlich auch gehört, dass auch große deutsche Fluggesellschaften bei so etwas nicht gerade die Schnellsten sind. Mit einer kurzen Mail - "wir bearbeiten das, bitte haben Sie Geduld" - wäre ich ja auch beruhigter gewesen.
Ich hake das jetzt mal unter den Problemen ab, die auch durch das schnelle Wachstum entstehen, dazu kommt ja noch eine sprachliche Barriere. Trotzdem werde ich über die Jetair-Seite erstmal nichts mehr buchen, ist mir lieber, wenn die Firma in Deutschland ist... Heißt für mich, buchen via olt.de bzw. künftig via oltexpress.de.
Und ich drücke die Daumen, dass die ihren Service optimieren können...